Ariella Beatrice von Rabenhorst
Gegeben zu Kranichfeld im Jahre 1002
Inhalt:
Zum Geleit
Definition: Alchemie
1. Klassische Alchemie 3
1.1 Der Stein der Weisen
- Transmutation -
1.2 Das Elixier des Lebens
- Transzendenz -
Binden von Magie in Materie
2. Abgeleitete Alchemie 9
2.1 Tränke, Salben und Tinkturen
2.1.1 Ableitungen des Lebenselixiers
2.2 Alchemische Artefakte
II. Definition: Alchemische und magische Artefakte
2.2.1 Erweitertes Binden von Magie in Materie
2.2.2 Magie als Hilfswissenschaft der Alchemie
3. Handwerkszeug der Alchemie:
Elemente, Prinzipiae und Processus 19
3.1 Die Vier-Elemente-Lehre
3.2 Die drei Prinzipiae
3.3 Die Processus
3.4 Ableitungen der Vier-Elemente-Lehre
Schlusswort
4. Bibliographie 31
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"Jede hinreichend entwickelte Technik
unterscheidet sich nicht mehr von Magie"
A.C. Clarke
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Zum Geleit
In meiner Zeit als Schülerin und später auch als Lehrling der
Alchemie habe ich es stets bedauert, kein einheitliches Werk zur
Verfügung zu haben, dass mir die Herkunft meiner Zunft, die
Grundlagen der Wissenschaft und die ubiquitären Begriffe der
Alchemie und der in ihr verwobenen Magie stichhaltig erklärt und
zusammenfasst. Jetzt, als Adeptin, fühle ich mich in der Lage,
selbst solch eine Zusammenfassung zu formulieren und die
wichtigsten Grundlagen für den angehenden, aber auch den schon
fortgeschrittenen Alchemisten aufzuzeigen. Dies soll kein
allumfassendes Lehrbuch werden, wie das "Aurora" von Jakob
Böhme, auch kein Nachschlagewerk wie "Edelsteine und ihre
Heilende Wirkung" von Ignazia Meridott, sondern eben "eine
kleine Geschichte der Alchemie" und ein Ausblick auf kommende
Forschungen.
Ich möchte in diesem Werk außerdem aufzeigen, dass es eine
fließende Grenze zwischen Magie und Alchemie gibt, bis zu dem
Grade, dass das eine von dem anderen nicht mehr zu trennen ist.
So diene dieses Werk dem geschätzten Leser entweder als
Einstieg in dieses faszinierende Fachgebiet, oder als Lehrbuch für
den engagierten Schüler, oder sogar als Lektüre für geruhsame
Stunden, ganz wie ihm beliebe. Auf alle Fälle sei es ihm zur
Erbauung und zum Genuss ans Herze gelegt.
Ariella Beatrice von Rabenhorst
Definition: Alchemie
Die Alchemie ist die Wissenschaft von der Beschaffenheit der
Materie, der Energie und der Umwandlung von dem einen in das
andere.
Es ist nicht leycht, sich eine Vorstellung über den Umfang des
chemischen Wissens in der gegenwärtigen Zeit zu machen, ohne den
Blick rückwärts auf vergangene Jahrhunderte zu lenken. Die
Geschichte einer Wissenschaft ist eine Seite in der Geschichte des
menschlichen Geistes; in Beziehung auf ihre Entstehung und
Entwickelung giebt es keyne, welche merkwürdiger und lehrreicher
wäre, als die Geschichte der Alchemie. Der verbreitete Glaube an das
jugendliche Alter der Alchemie ist ein Irrthum, welcher zufälligen
Umständen seine Entstehung verdankt; sie gehört zu den ältesten
Wissenschaften.
Justus von Liebig
Die Alchemie, wie wir sie aus alter Zeit kennen und überliefert
bekommen haben, stellte sich früh als Pseudowissenschaft dar –
ein Makel, dass wie bei so vielen alten Wissenschaften, in der
modernen Zeit ausgemerzt werden konnte. Wie bei vielen frühen
Forschungen, beschränkte sich die Alchemie dereinst auf reine
Experimentalalchemie, ohne die Grundlagen des Warum und
Woher zu berücksichtigen, geschweige denn Sicherheitsvorkehrungen
für das Wohin anzulegen.
Heutzutage ist die Alchemie eine exakte Wissenschaft, die sich
der Magie als Hilfswissenschaft bedient und bei präziser
Anwendung auch exakte Ergebnisse zu produzieren vermag.
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- 2 -
1. Klassische Alchemie
Die klassische Alchemie, wie sie Mitte des letzten Jahrhunderts
noch praktiziert wurde, befasste sich fast ausschließlich mit den
zwei folgenden Forschungsgebieten:
(1) Transmutation: Unedle Metalle (wie Blei oder Kupfer) in
edle (wie Gold oder Silber) zu verwandeln
(2) Transzendenz: Eine Substanz zu entdecken, die
Unsterblichkeit schenke.
Dabei geht die klassische Alchemie von der Vier-Elemente-Lehre
aus, die besagt, dass alle Stoffe dieser Welt aus den Elementen
Erde, Luft Feuer und Wasser, zusammengesetzt seien und sich in
eben diese zerlegen bzw. neu wieder zusammensetzen ließen.
Das Scheitern dieser klassischen Alchemie, die es weder
vollbrachte, Blei anhaltend und in ausreichenden Mengen in Gold
zu verwandeln, noch die finale Sterblichkeit der menschlichen
Rasse nebenwirkungsfrei zu umgehen, zeigt uns sehr deutlich die
Limitierung des beschriebenen Vier-Elemente-Lehre.
Diese Beschreibung soll hier nicht die alte Lehre herabsetzen. In
vielen Belangen hilft sie uns noch bei der Visualisierung weit
komplexerer Vorgänge, die der menschliche Verstand kaum noch in
der Lage ist zu erfassen. Viel mehr sollen hier die Grenzen des
Systems aufgezeigt werden, die, wenn man auf einer Lehre allein
beharrt, auch die Grenzen des eigenen intellektuellen Horizontes
darstellen.
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Dennoch – und soviel sei den alten Meistern zugestanden –
beinhaltet die klassische Alchemie bereits die wesentlichen
Bestandteile, die auch die moderne Alchemie ausmachen. Als da
wären:
1.1. Der Stein der Weisen
- Transmutation -
Als Transmutation bezeichnet man die Materieumwandlung von
einem Stoff in einen anderen. Dabei ist es zunächst unerheblich,
wie diese Umwandlung stattfindet, oder von welchem
Ausgangsstoff in welchen Endstoff. Entscheidend ist lediglich,
dass hier nicht mittels magischer Zaubertricks eine Umwandlung
vorgetäuscht wird, noch soll diese Umwandlung reversibel sein,
sobald keine Energie mehr dem System zugeführt wird. 1
Der "Stein der Weisen" bezeichnet einen (theoretischen) Stoff,
der in der Lage ist, durch Kontakt oder Verschmelzen mit einem
unedlen Metall, dies permanent in ein edles zu transmutieren. 2
Solch ein Stoff ist theoretisch denkbar, wenn auch nicht als
alchemisches Element alleine. Er erfordert theoretisch so ein
hohes Potenzial an Magie, dass er im höchsten Maße instabil wäre
und eine Gefahr für jeden in seiner Umgebung darstellen würde.
Ein Risiko, das skrupellose Herrscher und auch einige
Alchemisten einzugehen durchaus bereit waren und heute noch
sind. Wir kennen Methoden der Umwandlung, jedoch sind die
entstehenden Metalle entweder instabil oder nur unter hohem
Energieaufwand zu erzeugen, so dass sich die Herstellung von
Gold finanziell nicht als lohnend erwies.
1 Zur Reversibilität labiler magischer Strukturen siehe N’dur-man:
Grundlagen der Magie.
2 Vgl. Paulo Coelho: Der Alchemist; Elsa Wanda Gille: Mythen und
Legenden; Jakob Böhme: Aurora oder die Morgenröte im Aufgang, et al.
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1.2. Das Elixier des Lebens
- Transzendenz -
Binden von Magie in Materie
Ein Elixier, das vor allem der menschlichen Rasse potenzielle
Unsterblichkeit verleiht, alle Gebrechen heilt und Wunden
schließt, ist seit jeher ein Menschheitstraum gewesen. Dabei bleibt
es den Philosophen überlassen, zu diskutieren, ob Unsterblichkeit
ein wünschenswertes Ziel für ein Lebewesen darstellt oder die
Freiheit von Gebrechen gar den Wert der Gesundheit im
allgemeinen herabsetzt.
Solch ein Elixier wurde – der wache Leser ahnt es schon –
niemals entwickelt. Jedenfalls keines, das ohne Nebenwirkung auf
den Organismus Mensch bleibt. Und sollte es je entwickelt worden
sein, so behalten es die Erfinder wohlweislich für sich. Jedoch
kann man der alchemistischen Forschung auf diesem Gebiet
zugute halten, dass sie viele zufällige Entdeckungen und
Randprodukte zutage förderte, die uns heute als Grundlage für die
moderne abgeleitete Alchemie dienen. 3
Das Elixier des Lebens wurde als Trank visualisiert, der, einmal
eingenommen, seine Wirkung permanent auf den Patienten
überträgt. Dieser (theoretische) Trank beinhaltete Unsterblichkeit
und Freiheit von Krankheiten und Gebrechen sowie je nach
Auslegung auch noch Unverwundbarkeit. Es versteht sich daher
von selbst, dass ein solcher Trank auch nicht durch einen
Gegentrank aufgehoben werden kann, da dieser ja zumindest im
übertragenden Sinne eine Verletzung, ein Gift oder eine
Schädigung beinhalten würde, sodass der eigentliche Trank nicht
die Wirkung gehabt haben könnte, die er vorgab zu haben.
3 Siehe Kapitel: Tränke, Salben und Tinkturen ff.
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Dabei handelt es sich um eine Flüssigkeit, in die der Alchemist
nicht nur seine alchemischen Kenntnisse der Elemente4 und
Prinzipien5 einfließen lässt, sondern der zudem auch magische
Komponenten enthält. Es handelt sich also hier um eine frühe
Theorie des Bindens einer oder mehrerer magischer Formulae in
Liquidae.
Ein solcher Trank ist – vielleicht sollte man sagen glücklicher
weise – selbst theoretisch nicht denkbar. Ebenso wie bei dem
Stein der Weisen wäre ein Trank der permanente
Unverwundbarkeit verursacht, wohl nur durch Versteinerung der
Person zu erreichen, was nicht den gewünschten Effekt darstellt.
So müsste bei allen der drei oben genannten Eigenschaften alleine
(und erst recht zusammengenommen) wiederum der Energiegehalt
in der wenigen Materie so hoch sein, dass das Einnehmen für
jemanden, der zu diesem Zeitpunkt noch sterblich ist, eben genau
diese Wirkung auf ihn haben. Einen dergestalten Energieflux zu
überleben scheint nach heutigen Maßstäben unmöglich6.
4 Nach der klassischen Vier-Elemente-Lehre: Feuer, Erde, Wasser und Luft.
Vgl. Kapitel "Die Vier-Elemente-Lehre"
5 Vgl. Kapitel: "Die Drei Prinzipiae", Salz, Schwefel und Merkurium
6 Vgl. Julius Heizenberg, 934: Magische Belastbarkeit des menschlichen
Körpers
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2. Abgeleitete Alchemie
Die moderne Alchemie leitet sich aus der klassischen Alchemie ab.
Sie vereint damit die überlieferten Methoden und Konzepte mit
moderner Technik, Philosophie und Magie.
Grundlagen der modernen Alchemie bilden die beiden Säulen:
Theorie und Empirie. So soll die Empirie uns die Grundsätze
liefern, was ist und was sein kann, während die Theorie uns
erklären kann, warum dem so ist und sein muss.
Dabei ist entscheidend, dass der Experimentator sich nicht dazu
hinreißen lässt, ein Ergebnis zu erwarten, nur weil die gängige
Theorie ihm dies als wünschenswert vorgaukelt.
Fällt das Ergebnis eines Experimentes reproduzierbar anders aus,
als die Theorie vermuten lassen würde, so ist die Theorie, nicht
das Experiment unzureichend.
Auf der anderen Seite heißt ein einzelnes fehlgeschlagenes
Experiment oder eines, das nicht das erwartete Ergebnis bringt,
nicht unbedingt, dass die Theorie grundlegend falsch ist, sondern
nur, dass die in diesem speziellen Falle unzutreffend und daher
erweiterungsbedürftig ist.
Heutzutage befasst sich die Alchemie nicht mehr nur mit den
beiden Forschungsgebieten des Lebenselixiers und des Steins der
Weisen, sondern vielmehr mit Ableitungen dieser alten Künste
und der Erforschung neuer Wissensgebiete. Die Integration der
Magie als unterstützender Bestandteil hilft ihr dabei, die Effekte
sowohl theoretisch zu erklären, als auch in ihrem Gebrauch
stabiler zu gestalten.
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2.1. Traenke, Salben und Tinkturen
Die offensichtlichste Ableitung der klassischen Alchemie ist die
medizinische Trankkunde. Hierbei ist die rein pflanzliche
Trankkunde von der alchemistischen Trankkunde, der
alchemagischen Trankkunde und deren Mischformen zu
unterscheiden.
Pflanzenkundliche Traenke wurden seit Anbeginn der Zeiten
gemischt. Ihre Zusammensetzung begründet sich auf
empirische Daten, die, über Generationen gesammelt, von
den Alten an die Jungen weitergegeben wurden und im
Laufe der Zeiten sowohl verfeinert, als auch in einigen
Fällen verfälscht worden sind.
Diese Unterform der Alchemie wird noch heute vielfach von
Weisen Frauen oder sogenannten Kräuterweibern
praktiziert, die ihr Wissen aus meist unwissenschaftlichen
Quellen und mündlicher Überlieferung beziehen.
Pflanzenkunde soll hier jedoch nicht Gegenstand der
Untersuchung sein. Dabei möchte ich diese Form der
Trankkunde keineswegs herabwürdigen. Sie ist durchaus
wirksam und hat in der praktischen Medizin ihren Platz.
Alchemistische Trankkunde ist seit jeher die Domäne des
gelehrten Wissenschaftlers, der seine Rezepte mit
theoretischen Grundlagen zu untermauern sucht. Auch hier
lernen selbstverständlich die Nachfolger von den
Vorgängern, jedoch nicht durch mündliche Überlieferung,
sondern durch Aufzeichnungen reproduzierbarer
alchemistischer Experimente. Dabei schließt die klassische
experimentelle Alchemie sowohl die belebte als auch die
unbelebte Natur ein, was sie von der reinen Pflanzenkunde
differenziert.
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Alchemagische Trankkunde: Erst in jüngerer Zeit erfährt die
Alchemie Unterstützung durch die Magie in einer Form die
als mehr als nur experimentell zu bezeichnen ist. Während
schon immer wagemutige Alchemisten ihre Mixturen und
Experimente durch Einbindung von Formulae zu
unterstützen suchten, hat erst das Verständnis der
Zusammenhänge der Magie und des magischen Fluxes diese
Methodik ungefährlich für den Alchemisten und seine
Umwelt gestaltet. .
Man bezeichnet diese Form der Alchemie als alchemagische
Trankkunde.
2.1.1. Ableitungen des Lebenselixiers
Isaak von Assinu’o äußerte im Jahre 956 die Behauptung:
"Die bahnbrechendsten Entdeckungen der Welt
werden nicht begleitet von dem Ausruf 'Heureka’
sondern meist von dem Wort: 'Hoppla.’"
Und das, geneigter Leser, ist die Grundlage vieler heute
bekannter Tränke und Tinkturen.
Auf der Suche nach dem Elixier des Lebens stellten findige
Alchemisten immer wieder Tränke her, die zwar nicht die
gewünschte Universalwirkung aufwiesen, sich jedoch in vielerlei
Hinsicht wirkungsvoll einsetzen ließen.
Als Beispiele sein hier genannt: Der Wunderheiltrank dritter
Ordnung nach Medicus Giulius Bernadotte, der Entgiftungstrank
nach Heizenberg und das Gegengift bei mentaler Beeinflussung
- 11 -
von Albus Merilus, aber auch die vielen anderen Tränke, Salben
und Tinkturen, die ihren Schöpfer nicht namentlich bezeichnen.
Aber auch unerwünschte Nebenwirkungen, die bei der
Entwicklung des Elixiers auftraten erwiesen sich gelegentlich als
brauchbar.
So entdeckte Magnus Illifans der Jüngere 956 bei einem
schonungslosen Selbstversuch, dass ein Trank, der zunächst auf
ihn selbst angewendet nur leichte Übelkeit hervorzurufen schien,
dass sich Untote und Wesen der Nacht, mit denen er sich
ebenfalls auf experimenteller Basis beschäftigte, übermäßig scheu
in seiner Gegenwart verhielten und sich sogar vertreiben ließen.
Führte er dies zunächst nur auf den Geruch des Erbrochenen auf
seinem Hemde zurück, entdeckte er doch bald, dass diese Wirkung
auch nach dem Umkleiden erhalten blieb.
Daraus entwickelte Illifans unter zu Hilfename von Ilexwurzel,
Argentum und den Knochen frisch Beerdigter ein Gebräu, dass
Untote vertreibt und in direkter Ableitung daraus das berühmte
Asche-zu-Asche-Tonikum in der praktischen Sprühflasche. 7
Diese Beispiele sollen dem geneigten Leser hier illustrieren, dass
auch scheinbar erfolglose Experimente, von einem findigen
Alchemisten beobachtet, durchaus ihren Nutzen haben. So ist der
Ausgang eines Experiments niemals als "negativ" zu bezeichnen,
denn "dem guten Wissenschaftler dient jedes Ergebnis als
Wegweiser zu neuer Erkenntnis".8
7 Vertrieb durch Illifans Industria zu Falkenberg in Falkenberg. Leider gilt
die Rezeptur seit Schließung der Fabrik durch den Nekromantenkönig
Elderlin IV als verschollen.
8 Aus den Streitgesprächen der Magister Hinschi’i.
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2.2. Alchemische Artefakte
II. Definition: Alchemische und magische Artefakte
II.I. Definition: Artefakt
Arte: Kunst, faktum: Gemachtes – kunstvoll / künstlich
Gemachtes, Hergestelltes.
Ein Artefakt ist ein Gegenstand, der nicht durch die Kräfte der
Natur sondern durch zu Hilfenahme des Intellekts denkender
Wesen entstanden ist und somit einem Herstellungsprozess
unterliegt.
II.II. Definition: Magisches Artefakt
Das magische Artefakt als Unterklasse des Artefaktes generell,
bezeichnet einen Gegenstand, der eine magische Komponente
enthält, d.h. der, wenn er zum Einsatz gebracht wird, einen
spontanen oder verzögerten, temporären oder permanenten
magischen Einfluss auf etwas oder jemanden ausübt.
II.III. Definition: Alchemisches Artefakt
Ähnlich dem magischen Artefakt, beinhaltet das alchemische
Artefakt eine alchemische oder alchemagische spontane oder
verzögerte, temporäre oder permanente Wirkung, die beim
Einsatz des Artefaktes frei wird.9
Ein Beispiel für ein einfaches alchemisches Artefakt ist der Trank
– wobei diskutiert werden kann, ob es sich hierbei wirklich schon
um ein Artefakt im engeren Sinne handelt. In den Trank gebunden
ist eine Substanzia (gehen wir hier zunächst einmal von einer rein
alchemischen oder pflanzenkundlichen Mixtur aus), die, wenn
getrunken, ihre Wirkung entfaltet. Damit wird der Trank
wirkungslos (was sich versteht, denn er ist ja im Körper
9 Vgl. hierzu Kapitel 2.2.1 und 2.2.1.1
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inkorporiert) und die Wirkung geht auf den Körper selbst über.
Jeder, der einmal einen Hustentee oder eine Brandsalbe
verwendet hat, kennt das Prinzip.
Ein erweitertes alchemisches oder alchemagisches Artefakt bindet
eine Wirkung, die nicht ohne weiteres mit Hustensaft oder
Beilsalbe verglichen werden kann. Die Wirkung solcher Tränke
oder – nennen wir es ruhig schon so – Artefakte ist eher mit der
Anwendung eines Zaubers zu vergleichen.
Ein Beispiel: Heilung erster Ordnung
Jeder von uns kennt die Wirkung von Heiltränken oder -salben.
Hierbei wird aus alchemistischen Komponenten eine Substanzia
medica produziert, die in der Lage ist, eine schwere Wunde zu
verschließen und in einem Zeitraum zu heilen, der eine natürliche
Heilung selbst magischer Wesen weit unterschreitet.
Hierbei ist zu bemerken, dass diese Heilungen in Artefakte
pflanzenkundlicher, alchemischer, alchemagischer oder sogar rein
magischer Natur gebunden sein können, was keinerlei Unterschied
in ihrer Wirkung, jedoch in ihrer Herstellung bedingt.
Die Beschaffenheit der Artefakte reicht vom Tee über den Trank,
die Salbe, das Pulver, bis hin zur Schriftrolle oder einem anderen
Gegenstand.
Daraus schließen wir, dass die Heilung an sich nicht an eine feste
Struktur gebunden ist, bzw. dass mehrere Strukturen den gleichen
Effekt speichern können.
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Eine Ableitung:
Die wohl älteste Anwendung der klassischen Alchemie ist das
"Licht des Alchemisten". Es handelt sich bei den vielen bekannten
Varianten um Stoffe, die unter bestimmten Bedingungen ein
konstantes Leuchten abgeben, ohne jedoch wie eine Kerze oder
eine Fackel Hitze zu erzeugen. Der Alchemist ist damit in der
Lage auch bei Nacht oder in dunklen Räumen mit explosiven
Stoffen umzugehen, ohne die Gefahr des Funkenfluges und des
Entzündens von Gasen einzugehen.
Vielen Alchemisten10 ist es gelungen, dieses Licht in artefaktähnlichen
Strukturen zu speichern und bei Bedarf abzubrennen;
eine wichtige Voraussetzung für den praktischen Nutzen dieser
Erfindung.
Bei einem dieser Artefakte, Makhtubs Strahlender Kugel, wird
das Prinzip der alchemischen Fusion genutzt. Ein Hohlstab, der in
eine obere und eine untere Kammer geteilt ist, wird dahingehend
präpariert, dass ein Mechanismus beide Kammern auf Wunsch zu
einer verbindet. In die beiden Kammern wird je eine Flüssigkeit
gefüllt, deren Beschreibung der Zusammensetzung und Bereitung
den Rahmen dieses Werkes sprengen würde. Erwähnt sei jedoch,
dass die beiden Flüssigkeiten, wenn sie zusammenkommen,
Energie in Form von ungerichtetem magischen Flux abgeben, der
im offenen Raume als schwaches Leuchten wahrgenommen werden
kann.
Durch eine magische Formula wird nun ein Kristall auf die obere
Kammer fusioniert, der den Flux durch seine eigene magische
Leitfähigkeit bindet, quasi einen Lichtbogen entstehen lässt und
dem Thaum dadurch eine gerichtete Energieform verleiht. Der
Kristall selber beginnt zu leuchten, was dem Alchemisten eine – je
nach Größe – stundenlang brennende Lichtquelle zur Verfügung
stellt.
10 Vgl. Makhtub von Falkenberg: Über das Feuer - Traktat
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Während die beiden Fusionsflüssigkeiten eindeutig alchemistische
Tinkturen im weiteren Sinne darstellen, ist der Kristall ein
mineralischer Halbedelstein, dessen magische Eigenschaften11, die
bei der Entstehung dieser Substanzia eingebunden wurden. Somit
gelang es der Alchemie erstmals, sich das ungerichtete Thaum
unbelebter Materie als Energiequelle nutzbar zu machen.
Wir stellen fest: Das Artefakt als solches ist also ein
Speichermedium für einen Effekt, der bei Anwendung frei wird
(siehe Definition).
2.2.1. Erweitertes Binden von Magie in
Materie
Wie bereits im Kapitel "Abgeleitete Alchemie" erwähnt, bedient
sich der moderne Alchemist der Magie als Hilfswissenschaft, um
alchemische Effekte in Artefakte jedweder Art (vom Trank bis
zum Automaten) einzubinden und bei Bedarf freizusetzen.
Dabei ist zu beachten, dass nicht allein die magische Formula den
Artefaktcharakter des Trankes ausmacht. Hier handelt der
Alchemist nicht als Runenschmied, vielmehr vermag er es, die
Reaktion, die die Komponenten eines Trankes oder einer Mixtura
ausmachen zu verlangsamen, zu beschleunigen oder an einem
bestimmten Punkt auszulösen und möglichst dann in Wirkung
treten zu lassen, wenn das Artefakt benutzt wird, respektive der
Trank getrunken, die Salbe aufgetragen wird.
Wir bezeichnen diese Art von magischer Komponente als
"Katalysator-Formula".
11 Vgl. Discurs "Alchemie und Magie der Gesteine"
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2.2.1.1. Magie als Hilfswissenschaft der
Alchemie
Magier aller Couleur haben sich bereits über diesen Begriff, den
Illifans bereits 940 prägte, echauffiert. Ich bin sicher, Illifans
meinte dies keineswegs abwertend in Bezug auf Magier und die
arkane Wissenschaft an sich. Er stand lediglich auf dem
Standpunkt, dass der Alchemist, wie jeder Wissenschaftler, sich
anderer Wissenschaften bedienen könne und müsse um sein
eigenes Wissen zu vervollkommnen und seine Studien voran zu
treiben.
In der Alchemie wird die Katalysator-Formula angewendet, nicht
als Formula an sich, wie der Kampfmagus den inzwischen schon
sprichwörtlichen Feuerball schleudert, sondern als Komponente,
ähnlich, wie man Zink in eine Salbe oder Soda in einen Kuchen
gibt. Alleine bedingen sie nichts, nur in der richtigen
Zusammensetzung aller Substanzen und der korrekten Reaktion ist
die Alchemagie wirksam.
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3. Handwerkszeug der Alchemie:
Elemente, Prinzipiae und Processus
Doch bevor der Alchemist in der Lage ist, magische Formulae in
seine Mixturen zu binden, sollte er die Alchemie als solche
beherrschen lernen. Als theoretische Grundlage dient uns die
Lehre der Elemente, Prinzipiae und Processus.
3.1. Die Vier-Elemente-Lehre
Die klassische Vier-Elemente-Lehre beruht auf der Annahme,
dass das Universum aus den vier Basiselementen Feuer, Erde,
Wasser und Luft bestehe. Dabei stehen sich jeweils Feuer und
Wasser, sowie Erde und Luft diametral entgegen und heben sich
in ihren Effekten auf.
Den vier Elementen werden ihre Eigenschaft zugeordnet wie im
folgenden illustriert12:
Dem Feuer wird zugeordnet die Tockenheit und die Wärme, dem
Wasser dagegen diametral die Feuchtigkeit und die Kälte,
weshalb der Alchemist (im Gegensatz zum Magiker oder Kleriker)
das Feuer oben, das Wasser ihm gegenüber unten anordnet (s.o.).
Der Erde die Trockenheit und Kälte, der Luft dagegen die
Wärme und die Feuchtigkeit, weshalb man sie im rechten Winkel
zu Feuer und Wasser anordnet.
Somit enthält jedes Element die beiden Eigenschaften seines
rechten und linken Nachbarn, dass diese einen Kreis bilden.:
trocken und warm – warm und feucht – feucht und kalt – kalt und trocken
12 Nach Justus von Liebig
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cholerisch
trocken und warm
Feuer
kalt und trocken warm und feucht
Erde Luft
melancholisch sanguin (vitriolisch)
Wasser
feucht und kalt
phlegmatisch
Der Heiler kennt die Elemente im Zusammenhang mit den Säften
des Körpers. So ordnet er die Gelbe Galle zum Feuer. Sie fließt
übermäßig im Choleriker. Der Phlegmatiker hat zuviel Wasser,
weshalb man ihm den Schleim entziehe, dem Melancholiker nehme
man die Schwarze Galle, Saft der Erde, den sanguinen
(vitriolischen) Typ alleine lasse man zur Ader und reduziere sein
Blut, Saft der Luft.
Wie all diese Säfte behandelt werden, überlassen wir den Heilern
und Madicinern, doch muss ein Alchemist, welcher der heilenden
Zunft womöglich Tränke verkauft, sich der Bedeutung bewusst
sein, wenngleich es der ungebildete Kräuterheiler auch oft nicht
sein mag.
Der Astronom kennt ebenfalls die Elemente und ordnet ihnen die
Planeten und die Sternzeichen zu. Diese zu benennen würde hier
zu weit führen, doch sei bemerkt, dass damit ein jeder durch den
Stern unter dem er geboren ward, ein Element besonders in sich
trägt, was Magus, Alchemist und Heiler für sich und für etwaige
"Patienten" berücksichtigen muss.
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3.2. Die drei Prinzipiae
Zu den Vier Elementen gesellen sich die drei Prinzipiae:
Salz: Die bindende Kraft in der Natur, Crystallisatio,
Condensatio
Sulfur: Die ausdehnende Kraft in der Natur: Dissolutio,
Evaporatio
Mercurium: Die integrative Kraft in der Natur, Circulatio,
dynamisches Gleichgewicht.
3.3. Die Processus
Wir kennen in der Alchemie derzeit hundert-und-neun Procesus,
einen Stoff in einen anderen umzuwandeln. Sie alle zu benennen
und zu erklären würde auch hier den Rahmen des Traktates
sprengen. Doch sein hier die wichtigsten kurz erwähnt.
Solutio: Lösen von Substanzen gewöhnlich durch Einsatz des
Elementes Wasser oder anderen Flüssigkeiten.
Fermentatio: Vergärung von Substanz und damit einhergehend
Produktion von Spiritus oder Essig.
Putrefactio: Verrottung von Substanzen, gewöhnlich bis zur
Degeneration und Schwärzung.
Coagulatio: die Konvertierung einer Flüssigkeit in einen
Feststoff durch Zugabe eines Coagulates, durch Erhitzen oder
Kühlen.
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Fixatio: Die Festigung einer Substanz um sie gegen Feuer
resistent zu machen.
Lapidificato: Vesteinerung, Verhärtung, meist unter Einsatz
des Elementes Erde.
Seperatio: Das Trennen von zwei entgegengesetzten Substanzen
durch Einsatz eines der Elemente.
Die klassische Alchemie geht davon aus, dass jede Materie aus
wechselnden Komponenten dieser vier Elemente bestehe, die man
jeweils nur in der entsprechenden Form zu mischen und durch die
Processus und die Prinzipiae miteinander in Reaktion zu bringen
braucht, um ein beliebiges anderes Element zu isolieren oder einen
Stoff zu kreieren.
Es ist demnach einleuchtend, dass, wenn dem luftförmig flüssigen
Körper die Elementareigenschaft der Wärme durch Kälte
entzogen wird, die Luft in Wasser, und in ähnlicher Weise durch
Hitze das Wasser in Luft, durch Trockenheit das Wasser in Erde
verwandelt werden kann.
Das Feuer schließt in sich den Begriff der Helligkeit und
Empfindung, das Wasser und die Luft der Durchsichtigkeit, die
Erde der Dunkelheit. Die Farben entstehen durch Mischung von
Feuer und Erde, d. h. von Helligkeit und Dunkelheit. Die
Durchsichtigkeit des Bergcrystalls rührt vom Wasser her. Die
Durchsichtigkeit des Diamanten heißt eben deshalb "sein
Wasser". Aber auch der Hauptbestandteil der Augen ist Wasser,
wie die Luft die Grundlage des Gehörs, Luft und Wasser den
Geruch, die Erde das Gefühl ausmachen. Der Geschmack wird
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durch die Feuchtigkeit vermittelt; je inniger sich die
Geschmackteile an die Zunge hängen, desto bitterer, je mehr sie
sich auflösen, desto salziger ist der Körper; wenn aber die
Geschmackteile erhitzt werden und die Tei1e des Mundes wieder
erhitzen, so entsteht der scharfe, wenn sie in Gärung geraten und
Blasen werfen, der saure Geschmack.
In allen diesen Fällen sieht man, dass die genaue und richtig
erkannte physikalische Eigenthümlichkeit der auf die Sinne
wirkenden Dinge stets als das Ursächliche oder Bedingende
angesehen wird. Was man wahrnimmt in der Wirkung, ist die
Ursache der Wirkung. Die Erklärung der Naturerscheinung ist
die Beschreibung ihrer Eigenthümlichkeit13.
Vielfach hat sich gezeigt, dass dieses vereinfachte Modell nicht
ausreicht, um die Komplexität der Alchemie in ihrer Ganzheit
darzustellen. Bei einfachen Anwendungen (und für den etwas
eingeschränkten Feld-Wald-und-Wiesen-Magus) hat sich die
Simplifizierung jedoch bewährt.
13 Vgl. Justus von Liebigs Alchemische Briefe
- 23 -
Als Beispiel sei hier nur genannt der Schutzkreis nach Igrandir
Helmholz14. Igrandir beginnt mit Ziehen des Schutzkreises im
Norden, wo er als Symbol Erde einsetzt. Dieser folgt im Westen
die Luft, so dass sich ein Spannungsfeld aufbaut von Erde zu
Luft, denn Erde blockiert Luft. Luft wiederum spannt den Bogen
zu Feuer im Süden, welches es anfacht; Feuer mit seinem
Gegenpart Wasser im Westen erzeugt ein gegenüber liegendes,
jedoch anders herum gepoltes Spannungsfeld zu dem im Nord-
Osten. Der Kreis schließt sich von Wasser, das die Erde benetzt
und so einen vollständigen Kreis bildet, dessen Kräfte sich nicht
wie vielerorts angenommen ausschließen, sondern im Gegenteil ein
wirkungsvolles Kraftfeld um den bezeichneten Circle aufbaut.
Igrandir warnt eindringlich davor, die diametralen Elemente in
einem Kreis gegenüber zu stellen, da die Spannungsfelder bei
einfließendem magischem Flux unweigerlich den Magus in der
Mitte "grillen wie ein Hühnchen auf dem Spieße".
3.4. Ableitungen der Vier-Elemente-
Lehre
Die klassische Vier-Elemente-Lehre der Alchemie erfuhr im
Laufe der Zeit einige Abwandlungen, die je nach Anwendung mehr
oder weniger sinnvoll erscheinen. Jeder dieser Ableitungen
versucht, das eine oder andere Phänomen der Alchemie oder
Magie schlüssig zu erklären.
I. Abgeleitetes Vierer-Elementarium mit Eis:
Erde, Luft, Feuer, Eis
14 Das Ziehen eines Schutzkreises dient nicht nur dem Magus im Ritual,
sondern sollte auch vom fähigen Alchemisten beherrscht werden, der sich in
die Gebiete der Dämonologie und die höheren Weihen des alchemagischen
Mentalismus vorwagt.
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Hier: Eis als Ersatz für das Wasser, um seine kalte Eigenschaft
zu verdeutlichen. Die Elemente sind logisch im Kreis angeordnet.
II. Erweitertes Vierer-Elementarium15:
Erde, Luft, Feuer, Wasser, Geist
Ein bei Magiern beliebtes Elementarium, da der Geist als
Element in der Lage ist, viele Phänomene der Prima Materia und
des magischen Fluxes zu verdeutlichen. Die vier Grundelemente
sind im Kreis angeordnet, der Geist oder gelegentlich auch Aura
(als Versinnbildlichung des Magus – man mag darüber
philosophieren) in der Mitte.
III. Fünfer-Elementarium16
Wasser, Holz, Feuer, Erde, Metall
Hier wird die Luft als Element ausgeschlossen, dafür bindet man
Metall und Holz ein.
Die Elemente sind auf die fünf Ecken eines Pentagramms
anzuordnen.
Je nach Laufrichtung unterscheidet man den "Hervorbringungszyklus"
und den "Zerstörungszyklus". Nach dem ersteren erzeugt
Holz Feuer, Feuer bedingt Erde, Erde fördert Metall, Metall
bedingt Wasser und Wasser erzeugt Holz. Im
"Zerstörungszyklus" besiegt Wasser Feuer, Feuer zerstört Metall,
Metall besiegt Holz, Holz zerstört Erde und Erde besiegt
Wasser.
Nach diesem Verfahren ist mit den selben Elementen einmal ein
bannender, einmal ein beschwörender Kreis (bzw. Pentagramm)
möglich.
Nach der Aufstellung von Magister Schuy, die ich hier der
Vollständigkeit halber nicht vorenthalten will, ist "Feuer auch der
15 Auch bekannt als "Falsches Fünfer-Elementarium", da das fünfte Element
lediglich als Erklärungshilfe hinzukommt.
16 Auch bekannt als "Echtes Fünfer-Elementarium". Vgl. 15).
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Sommer, wird rot dargestellt und repräsentiert den Süden. Wasser
ist dunkel und repräsentiert den Winter17 und liegt im Norden.
Holz korreliert mit dem Osten und wird von Grün repräsentiert.
Die Jahreszeit ist der Frühling. Metall ist weiß und manchmal
gold. Metall symbolisiert den Westen. Es repräsentiert den
Herbst. Erde ist gelb oder braun und repräsentiert das Zentrum."
IV. Nur der Vollständigkeit halber sein hier auch das Siebernerund
das Achter-Elementarium erwähnt, die vor allem als
Hilfskonstruktionen meist aus dem Vierer- oder Fünfer-
Elementarium hervorgegangen sind.
Dem Alchemisten wird (wie oben beschrieben) das klassische
Vierer-Elementarium von größtem Nutzen sein18. Auch die
Alchemie erweitert dieses um ein weiteres Element, jedoch nicht
wie der Magus, indem er sich selbst einbringt (wobei die Wirkung
hier wie dort oft zweifelhaft wäre) sondern vielmehr um das
Ergebnis eines alchemischen Prozesses, die Quintessenz. Wie
Magistra Elysianne in ihrem Vortrage zur Alchemie beschrieb,
soll ein Körper oder Stoff wieder in seinen naturgemäßen Zustand
des Gleichgewichtes der Elemente versetzt werden. Dafür muss er
die Prozesse durchlaufen: Solutio, Fermentatio, Putrefacio,
Coagulatio, Fixatio, Lapidificato und schließlich Separatio. So
kann aus jedem Körper neben den vier Elementen ein fünftes, die
Quintessenz, hergestellt werden. (Quintum esse lat. = Das Fünfte
ist es)
Angewandt auf andere Körper ermöglicht die reine Quintessenz die
Regeneration anderer Körper und Substanzen.
Diese Elemente in die Hand gegeben, dazu die Prinzipiae und die
Processus, und der Alchemist hält die Werkzeuge in der Hand,
mit denen er unbegrenzte Macht über die Alchemie erlangen kann.
17 Vgl. oben: Abgeleitetes Vierer-Elementarium mit Eis
18 verg. Vortrag "Über das Wesen der Alchemie" von Magistra Elysianne
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So sei dem fleißigen Studenten das Studium weiterer Meister
empfohlen, den Meistern hingegen sei gesagt, dass die Fragen
ihrer Studenten es sind, die neue Erkenntnisse hervorrufen können
und in folgenden Generationen auch müssen.
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Schlusswort
So seien hier also dem Alchemisten die grundlegenden Begriffe
und ihre Herkunft mit auf den Weg des Wissens und der
Wissenschaft gegeben, auf dass er für Ruhm und Ehre, nicht für
schnödes Gold und Gut das Wissen der Welt mehre und die
Finsternis immer währender Ignoranz ein wenig weiter
zurückdrängen helfe.
Ariella Beatrice von Rabenhorst
Alchemistin der Silbermondgilde
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4. Bibliographie:
Bernadotte, Giulius, 992: Tränke und Gifte der modernen Medizin
Böhme, Jakob, 878: Aurora oder die Morgenröte im Aufgang
Coelho, Paulo, 965: Der Alchemist
Elysianne, Magistra SG, 1000: Über das Wesen der Alchemie
Gille, Elsa Wanda, 974: Mythen und Legenden
Heizenberg, Julius, 934: Magische Belastbarkeit des menschlichen
Körpers
Helmholz, Igrandir, 979: Elementarum magicae
Illifans der Jüngere, 956: Die Geheimnisse des Asche-zu-Asche
Tonikums
Liebig, Justus von, 878: Chemische Briefe
Makhtub von Falkenberg, 969, Traktat über das Feuer
Merridott, Ignazia, 987: Edelsteine und ihre heilende Wirkung
N’dur-man, 997: Grundlagen der Magie, ein Traktat
N’dur-man, 998: Discursi
Rabenhorst, Ariella Beatrice von, 1001: Alchemie und Magie der
Gesteine
Schuy, Magister Fäng, 985: Das Fünfel-Elementalium und die
Gesundheit von Kölpel und Geist
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