Auch wenn der Glaube an Yddrasaye noch ein junger Trieb ist, so haben sich doch schon einige Bräuche und kleine Rituale in der Bevölkerung verankert. Manche dieser Bräuche sind aus anderen Kulturen entlehnt, aber wen wunderts, sind doch die heutigen Bewohner Dros Rocks auch aus anderen Ländern hierher gezogen und jeder hat ein Stück seiner Kultur mitgebracht.
Wenn jemand verstirbt ist es Brauch, den Leichnam zwei Tage aufzubaren, damit sich alle gebührend von ihm verabschieden können. Dabei wird der Tote mit seinem Hab und Gut ausgestattet. Ein Ritter also in Rüstung und mit seinem Schwert.
Danach wird der Tote feierlich verbrannt, um anschließend seine Asche unter einem heiligen Baum der Herrin Idrasaye zu streuen, auf dass seine Seele von diesem zurück in den Kreislauf aufgenommen wird. In manchen Dörfern werden Steintafeln bei dem heiligen Baum aufgestellt. Auf die Steintafeln werden dann die Namen derer graviert, deren Asche unter dem Baum verstreut wurde. Andernhorst werden Haine angelegt um den heiligen Baum herum, um Yddrasaye zu ehren.
Die weltliche Habe wird nicht mit verbrannt, sondern an die Familie des Verstorbenen gegeben, auf dass sie seiner lange gedenken. Oft wird solch ein Gegenstand auch als eine Art Glücksbringer gesehen, da der Geist des Verstorbenen eine gewisse Verbindung zum Träger hat und auf diesen aufpassen soll, so der Volksmund. Es kam auch schon vor, dass manche Gegenstände von berühmten Personen nach deren Tod über die Familie hinaus weiter gegeben wurden, weil diese für besonders mächtige Talismane gehalten wurden.
Es gilt als schändlich und unehrenhaft in der Erde begraben zu sein. Man sagt das Gewürm dort stamme von Gha'ust und krieche aus der Unterwelt bis hinauf zu uns, um sich an den Seelen derer zu laben, die dort verscharrt sind. Anschließend würden sie die armen Seelen hinab in das Eisige Reich ziehen, wo sie auf ewig verdammt sind.
Ein Grund, warum man verhassten Blutsfeinden oder Verurteilten oft nicht den Feuertod gewährt. Der Brauch könnte auch der Angst entstammen, dass die Schwarzalben mit ihren Tunneln die Leiche von unten ausgraben oder schlimmer, das ein Totenbeschwörer den Körper zurückruft.
Von den Toten
Richte einen großen Haufen aus brauchbaren Scheiten und verbrenne den toten Körper nachdem du ihn angemessen geehrt hast. Gebe ihm Gaben seines Lebens mit, auf das er den Ruhm seiner Ahnen im Jenseits mehren kann, wenn er vor den vier Richtstühlen der Götter steht. Doch stehe es dir frei Gegenstände für dich und deine Kinder zu behalten, denn sind es Gegenstände mit denen große Taten
vollbracht wurden, so haftet ihnen der Ruhm der Ahnen an. Trage ihn zu weiterem Ruhme auf das deine Ahnen dir gewogen sind und du deine Ahnen ehrst.
Verstreue die Asche unter den Bäumen der Herrin auf das der Körper zurück in das Ganze der Herrin findet und richte deine Bitten an Tyrael auf das sie die Seelen der Verstorbenen sicher über das siebte Meer geleite, so dass sie ihren Platz zwischen den Ahnen einnehmen können.
Nicht allen wird es vergönnt sein an den Tafeln der Götter zu speisen. Nur die Tapfersten und jene welche sich in den Augen der Götter als würdig bewiesen werden dort verweilen und bei ihnen leben. Einige wenige jedoch werden von ihnen mit einem Auftrag betraut und zu uns zurück gesandt um ihren Willen zu erfüllen. Selten geschieht es das die Sorr mit einem solchen Auftrag beseelt vor
uns treten.
Jene, die sich nicht als würdig erwiesen in Tyraels Augen, oder jene, die blind für die Götter sind, treiben lange über Whern und fallen dem Vergessen anheim, so wie alles was nicht den Schutz und die Führung von Yddrassayes Zweitgeborener genießt. Schließlich kommen sie zurück in an die Ufer der Welt und ihre Seele wird nach einem neuen, ungeborenen Körper suchen in den sie fahren kann. So wird sein Leben von neuem beginnen, nicht wissend wer oder was er war und wie viele Leben er gelebt hat, auf das er ein weiteres Mal den Weg der Herrin suchen möge, auf das seine Reise einst ein Ende haben möge und er im Licht der Götter die Erlösung finde.
Die jedoch, welche im dunklen wandeln und Schande über sich und ihre Ahnen bringen sollst du in der kalten Erde verscharren, auf dass die Würmer und Käfer sie verzehren und Gha‘usts Diener ihn hinabziehen in die tiefen dunklen Höhlen wo der Gram des dunklen Vaters sie verschlingen mag. Mögen ihre Qualen auf ewig seinen hungrigen Zorn stillen auf das er für immer in den kalten Tiefen
bleibe.
Dies ist ein Brauch, der sich wohl bei den meisten Dros Rockern mittlerweile eingebürgert hat, auch wenn sie manchmal noch anderer Konfession sind.
Zum Scheiden des Tages entzündet man ein Licht mit den Worten:
Rradild, gib uns deine Kraft,
erleuchte uns in dieser Nacht,
gegen das Dunkel mach uns stark,
lass uns sehn den nächsten Tag.
Die Nacht ist in Dros Rock stehts mit Gefahr verbunden. Drow und auch andere Schrecken sind es, die in Geschichten nicht nur die Kinder ängstigen und jeder Bewohner versucht sich so den Segen und Beistand der Götter bis zum nächsten Morgen zu erbitten.
Im eigenen Heim haben die Leute meist ein speziell hierfür vorgesehenes Licht. Auf Reisen funktioniert dies natürlich nicht immer und so nimmt man, was man hat. Auch eine Kerze oder das Entzünden des Lagerfeuers wurde hierfür schon genutzt.
Das Licht wird allerdings nicht die ganze Nacht brennen gelassen. Es ist so Brauch, dass der Letzte, welcher die Tafel, den Raum oder was auch immer verläßt das Licht löscht, denn Rradild hat ein recht feuriges Temperament.
Es heißt, einst soll er spät Nachts das Gebet einer Holzfällerfamilie gehört haben. Rradild war schon lange unterwegs gewesen und wollte sich an diesem Lager erfreuen und seinen Schutz für gute Gesellschaft und Essen eintauschen.
Doch als er die Hütte erreichte und an ihre Pforte klopfte, da öffnete ihm keiner. Alle waren sie schon schlafen, doch das Licht, welches ihn her geführt hatte brannte noch.
Rradild, welcher den Zorn seines Vaters geerbt hatte, fuhr vor lauter Wut in die noch brennende Flamme, schoss in die Höhe und suchte nach denen, welche seinen Unmut entfacht hatten. Er rauschte so durch die Hütte. Doch dabei entzündete er alles, was er auch nur berührte und als er die ahnunglos Schlafenden fand, waren sie bereits dem Feuer anheim gefallen.
Deshalb lösche das Licht, so erzürnst du die Flamme nicht.
Für Reisende ist es Brauch einen Tannenzapfen mitzuführen, den man von einem Dros Rocker Baum gesammelt hat. Erreicht man einen Ort ausserhalb von Dros Rock, so bricht man ein kleines Stück vom Zapfen ab und legt dieses Stück in die Erde. Dabei gedenkt man Yddrasaye und der Heimat. Besonders fromme Menschen mögen hierbei auch ein Gebet sprechen.
Ist der Zapfen aufgebraucht, so ist dies eine Mahnung, dass man schon zu lange fern der Heimat ist und sich daran besinnen soll zurück zu Heim und Freunden zu kehren.
Hierbei handelt es sich um einen Brauch, welcher in den Nächten des Übergangs, also der Jahreswende gefeiert wird. In diesen finsteren Nächten, so sagt man, streifen besonders viele Geister umher, da der Schleier zwischen den Welten dünn geworden ist. Die dunklen Geister Ghaust‘s suchen die Menschen heim und setzen sich in ihnen fest um diesen dann böse Gedanken einzupflanzen oder sie anderweitig zu quälen.
Um dies zu verhindern werden die so genannten Geisterpüppchen angefertigt. Man verbrenne etwas von Tier oder von einem bösen Wesen wie gar einem Troll. Mit der Asche des erloschenen Feuers male man sich einen Strich oder Punkt ins Gesicht, auf das die bösen Geister ihn nicht als einen der Lebenden erkennen.
Nun bastele man sich ein kleines Püppchen aus Holz und Stoff und gebe ein Haar von sich hinein, auf das der Geist, davon getäuscht, in dieses Püppchen fahre. Das Püppchen sollte stets bei sich getragen werden bis zum Morgengrauen des neuen Jahres.
Wie uns allen bekannt sind die Geister nicht dumm. Um also zu vermeiden, dass dieser Schwindel auffliegt darf der Name desjenigen in seiner Gegenwart nicht genannt werden. Sonst könnten die Geister doch noch bemerken das sie getäuscht wurden und versuchen in den lebenden Körper zu fahren. Sollte also der Name eines Anwesenden ausgesprochen werden, so bleibt ihm nur den Krug zu erheben und auf sich selbst zu trinken, so wie man es auf die Ahnen oder einen gefallenen Freund täte.