Die Festung Hohnstein war einst ein reicher Handelsplatz und damit auch ein interessanter Ort für das Gewerbe der Umverteiler. Die gewöhnlichen Diebe dort stahlen aus reiner Gewinnsucht und waren mit mehr oder weniger Geschick eine Weile erfolgreich, bevor man sie fasste. Niemand von diesen brachte es aber jemals zu wahrer Meisterschaft. Anders waren die sogenannten „Fünf Krähen“ – Eine Vereinigung, die das Stehlen zum Glaubensgrundsatz erhob und deren fünf Mitglieder aus tiefster Religiösität dem Diebshandwerk nachgingen und auch dem Diebesgott huldigten. Ihrem Glauben nach, war alles Diebesgeschick eine Gabe ihres Gottes, der dies geben, aber auch wieder nehmen konnte. Als Dank für die Himmelsgabe stifteten die fünf Krähen daher den zehnten Teil ihres Beutegutes ihrer Gottheit und verwahrten den Teil des Gestohlenen in einem heiligen Schrein.
Nicht selten für die Zunft hat Diebesgeschickt Bruder Leichtfuß und Schwester Übermut als Begleiter. Und so wurden die Fünf Krähen mit der Zeit müde, ihre Gottheit zu entlohnen. Im Wahn glaubten sie, auch ohne übernatürlichen Beistand bestehen zu können. Ein tödlicher Irrtum. Schon bei der nächsten Schurkerei wurden sie erwischt und all ihre Missetaten überführt und öffentlich hingerichtet. Im Jahre 78 n.M. wurde ein Teil der Beute in einem Schrein in Gestalt einer großen Standuhr gefunden. Ob es noch andere Schreine oder Verstecke gegeben hat, wurde nie geklärt. In der Standuhr fand man viel, vermutlich aber nicht alles.